Japan ist bekannt für seine pulsierenden Metropolen wie Tokio und Osaka, seine historischen Tempel in Kyoto und die schneebedeckten Berge Hokkaidos. Doch abseits der bekannten Pfade gibt es eine Vielzahl von Orten, die weniger besucht, aber nicht weniger beeindruckend sind. Von Sanddünen über tiefe Schluchten bis hin zu abgelegenen Inseln – diese versteckten Schätze bieten dir ein authentisches und unvergessliches Japan-Erlebnis.
Tottori: Japans Wüste an der Küste
Die Präfektur Tottori im Westen Honshus ist ein Ort, den viele Reisende übersehen. Dabei beherbergt sie eine der ungewöhnlichsten Landschaften Japans: die Tottori-Sanddünen. Diese riesigen Dünen erstrecken sich über 16 Kilometer entlang der Küste des Japanischen Meeres und sind die größten ihrer Art in Japan. Hier kannst du Sandboarding ausprobieren oder einfach die faszinierende Weite der Dünenlandschaft genießen. In der Nähe findest du auch das Sandmuseum, das jährlich wechselnde Sandskulpturen-Ausstellungen zeigt.
Für Naturliebhaber lohnt sich ein Ausflug zum Daisen, einem der heiligen Berge Japans. Im Winter ist er ein beliebtes Skigebiet, im Sommer ein Paradies für Wanderer. Die Region ist auch für ihre frischen Meeresfrüchte bekannt – probiere unbedingt den Tottori-Krebs, eine lokale Delikatesse.
Die Iya-Schlucht: Shikokus wildes Herz
Die Iya-Schlucht auf der Insel Shikoku ist ein Ort, der fast schon mystisch wirkt. Tiefe Täler, steile Felswände und smaragdgrüne Flüsse prägen diese abgelegene Region. Die Schlucht ist bekannt für ihre traditionellen Hängebrücken, die aus geflochtenen Reben bestehen. Die Kazurabashi-Brücke ist die berühmteste davon und bietet einen atemberaubenden Blick auf die Schlucht – wenn du den Mut hast, sie zu überqueren.
Die Iya-Region ist auch ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Der Mount Tsurugi, der zweithöchste Berg Shikokus, bietet anspruchsvolle Routen und belohnt dich mit Panoramablicken. Die Gegend ist dünn besiedelt, und die wenigen Dörfer haben ihren traditionellen Charme bewahrt. Hier kannst du in einem Minshuku (einer japanischen Pension) übernachten und lokale Gerichte wie Iya-Soba, eine Buchweizennudel-Spezialität, probieren.
Die Seto-Inlandsee: Japans vergessene Inselwelt
Die Seto-Inlandsee, die die Inseln Honshu, Shikoku und Kyushu verbindet, ist ein Paradies für Entdecker. Hier findest du Hunderte von kleinen Inseln, von denen viele nur wenige Einwohner haben. Eine der bekanntesten ist Naoshima, die für ihre zeitgenössische Kunst und skurrilen Skulpturen bekannt ist. Doch es gibt noch viele andere Inseln, die weniger touristisch, aber genauso reizvoll sind.
Shodoshima, die „Oliveninsel“, ist ein Geheimtipp. Hier kannst du durch Olivenhaine spazieren, traditionelle Sojasaucen-Brauereien besuchen und die Angel Road, eine sandige Landzunge, die bei Ebbe auftaucht, erkunden. Teshima, eine weitere Insel, ist bekannt für ihre Kunstinstallationen und die friedliche Atmosphäre. Mit dem Fahrrad kannst du die Insel gemütlich erkunden und dabei atemberaubende Ausblicke auf das Meer genießen.
Yakushima: Urwald und uralte Zedern
Yakushima, eine Insel südlich von Kyushu, ist ein UNESCO-Weltnaturerbe und ein Muss für Naturfreunde. Der dichte, moosbedeckte Wald ist Heimat der Yakusugi, jahrhundertealter Zedernbäume. Der bekannteste von ihnen, Jomon Sugi, soll über 7.000 Jahre alt sein. Wanderungen durch den Yakushima-Nationalpark führen dich durch eine fast mystische Landschaft, die sogar als Inspiration für den Anime „Prinzessin Mononoke“ diente.
Die Insel ist auch ein guter Ort, um Wildtiere zu beobachten. Yakushima-Affen und Sikahirsche sind hier häufig anzutreffen. Die Küstenlinie bietet zudem malerische Strände und heiße Quellen, in denen du nach einer anstrengenden Wanderung entspannen kannst.
Hiraizumi: Vergangenheit und Spiritualität
Hiraizumi in der Präfektur Iwate ist ein Ort, der oft übersehen wird, obwohl er eine reiche Geschichte und beeindruckende Tempel zu bieten hat. Im 12. Jahrhundert war Hiraizumi ein politisches und kulturelles Zentrum, das mit Kyoto konkurrierte. Der Chuson-ji-Tempel, ein UNESCO-Weltkulturerbe, ist das Highlight der Region. Sein goldener Konjikido-Pavillon ist ein Meisterwerk buddhistischer Kunst.
Neben den Tempeln lohnt sich ein Besuch im Motsu-ji-Tempel, der für seinen wunderschönen Garten bekannt ist. Hiraizumi ist auch ein guter Ausgangspunkt, um die ländliche Seite Nordjapans zu erkunden. Die Region ist weniger touristisch, bietet aber eine Fülle von Natur und Kultur.
Praktische Tipps für deine Reise
Viele dieser versteckten Schätze sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, allerdings kann es sein, dass du etwas mehr Zeit einplanen musst. In ländlichen Gebieten wie der Iya-Schlucht oder Yakushima ist es oft praktischer, ein Auto zu mieten, um flexibel zu sein. Übernachtungsmöglichkeiten reichen von traditionellen Ryokan und Minshuku bis hin zu modernen Hostels – buche aber frühzeitig, da die Auswahl begrenzt sein kann.
Denk daran, dass einige dieser Orte abgelegen sind und die Infrastruktur weniger entwickelt ist als in den großen Städten. Pack entsprechendes Schuhwerk für Wanderungen ein und informiere dich vorab über das Wetter, besonders in Bergregionen und auf Inseln. Mit etwas Vorbereitung wirst du mit unvergesslichen Erlebnissen belohnt.