Im 19. Jahrhundert von französischen Kolonisten eingeführt, wurde der Kaffee schnell an den lokalen Geschmack angepasst. Das Ergebnis: Eine Vielfalt an Zubereitungen, die Vietnams Einfallsreichtum und Liebe zu kräftigen Aromen widerspiegeln. Von der Produktion bis zur Zubereitung ist vietnamesischer Kaffee eine Kunstform, die gleichermaßen fasziniert und begeistert.
Die Ursprünge des vietnamesischen Kaffees
Das zentrale Hochland, insbesondere die Region rund um Da Lat, bildet das Zentrum der vietnamesischen Kaffeeproduktion. Das kühlere Klima und die fruchtbaren Böden schaffen ideale Bedingungen für den Anbau von Robusta-Bohnen, die für ihren starken und erdigen Geschmack bekannt sind. Da Lat, auch als „Europa Vietnams“ bekannt, ist nicht nur die Heimat zahlreicher Kaffeeplantagen, sondern auch ein Lieferant für Tee und Blumen, die im ganzen Land verkauft werden.
Was den vietnamesischen Kaffee so besonders macht, ist nicht nur die Bohne selbst, sondern auch die Art der Röstung. Traditionell werden die Bohnen mit Reiswein, einer Prise Salz und Butter geröstet. Diese Methode verleiht dem Kaffee seinen intensiven Geschmack und eine leicht ölige Textur. Einige Röstereien ergänzen Aromen wie Schokolade oder Karamell, was den Vorlieben der lokalen Kaffeetrinker entgegenkommt.
Die Zubereitung: Der Phin-Filter
Das typische vietnamesische Kaffeeerlebnis beginnt mit dem Phin-Filter, einem kleinen Metallfilter, der direkt auf der Tasse sitzt. Grob gemahlene Bohnen werden in den Filter gegeben, mit einem Deckel beschwert, und dann mit heißem Wasser übergossen. Das Wasser tropft langsam durch die Bohnen in die Tasse. Dieser Prozess kann wiederholt werden, um eine stärkere und intensivere Tasse Kaffee zu erhalten – Geduld ist hier der Schlüssel.
Beliebte Kaffeevariationen in Vietnam
In Vietnam hat Kaffee längst seinen Status als einfaches Getränk hinter sich gelassen. Die kreativen Variationen zeigen, wie vielseitig dieser Genuss sein kann.
Kaffee mit Milch (Ca Phe Nau oder Ca Phe Sua)
Die wohl bekannteste Zubereitung kombiniert den kräftigen schwarzen Kaffee mit gesüßter Kondensmilch. Während diese Variante im Süden als Ca Phe Sua bekannt ist, nennt man sie im Norden Ca Phe Nau. Ob heiß oder auf Eis – der Geschmack bleibt unvergleichlich.
Joghurtkaffee (Sua Chua Ca Phe)
Joghurt, ursprünglich von den Franzosen eingeführt, hat seinen festen Platz in der vietnamesischen Küche gefunden. In Kombination mit einem Schuss Kaffee entsteht ein cremiges und leicht süßes Getränk, das überrascht und begeistert.
Eierkaffee (Ca Phe Trung)
Eine Hanoier Erfindung aus den 1940er Jahren: Eigelb wird mit gesüßter Kondensmilch zu einem luftigen Schaum aufgeschlagen und mit schwarzem Kaffee kombiniert. Das Ergebnis erinnert geschmacklich an Tiramisu und ist besonders in Hanoi ein Muss.
Kokoskaffee (Ca Phe Cot Dua)
Kaffee trifft auf Kokosmilch – eine erfrischende und cremige Mischung, die besonders bei der jüngeren Generation beliebt ist. Ob als Shake mit Eis oder in einer schlichteren Variante: Diese Kreation ist ein Genuss.
Kaffee-Smoothies (Sinh To Ca Phe)
Fruchtige Smoothies mit einem Hauch Kaffee erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Besonders lecker: Bananen-Avocado-Kaffee in Hanoi oder Sapodilla-Kaffee in Ho-Chi-Minh-Stadt. Diese Drinks kombinieren Koffein mit Vitaminen.
Kaffeetrinken wie ein Local
Einige Tipps, um Kaffee in Vietnam wie ein Einheimischer zu genießen:
Kein entkoffeinierter Kaffee: Vietnamesischer Kaffee ist stark. Wenn du es milder magst, bestell Ca Phe Bac Xiu – Kaffee mit extra viel Kondensmilch.
Zucker nicht vergessen: Kondensmilch ist immer gesüßt, schwarzer Kaffee hingegen wird oft mit etwas Zucker verfeinert, um die Aromen hervorzuheben.
Essen separat: In traditionellen Cafés gibt es selten Speisen. Es ist üblich, vorher zu essen oder kleine Snacks wie Sonnenblumenkerne mitzubringen.