Tee hat in China eine jahrtausendealte Tradition, die tief in der Geschichte und Kultur des Landes verwurzelt ist. Der Tee ist nicht nur ein Getränk, sondern ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens, der Medizin und der Kunst. In China wird Tee nicht einfach nur getrunken, er wird zelebriert, sei es bei einer traditionellen Teezeremonie oder im alltäglichen Leben. Um die Kunst des Tees zu verstehen, muss man mehr über seine Geschichte, die verschiedenen Sorten und die Rituale erfahren, die den Teegenuss in China begleiten.
Die Geschichte des Tees in China
Die Geschichte des Tees reicht in China über 5.000 Jahre zurück. Der Legende nach entdeckte der chinesische Kaiser Shen Nong im Jahr 2737 v. Chr. Tee zufällig, als ein Blatt von einem Baum in seinen heißen Wasserbecher fiel. Unabhängig von der Wahrheit dieser Geschichte, ist der Ursprung des Tees in China historisch gut dokumentiert. Bereits in der Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) wurde Tee in China zu einem wichtigen Handelsgut, und während der Song-Dynastie (960–1279 n. Chr.) entwickelte sich der Tee zu einer wahren Kunstform. Teehäuser und die Kunst des Teetrinkens florierten in dieser Zeit.
Die verschiedenen Teesorten
Chinas Teekultur ist so vielfältig wie das Land selbst. Es gibt eine große Auswahl an Teesorten, die sich in Geschmack, Aussehen und Herstellungsmethoden unterscheiden. Die wichtigsten Teesorten Chinas sind:
Grüner Tee: Der grüne Tee ist wohl die bekannteste Teesorte. Er wird wenig verarbeitet und behält so seine natürliche Farbe und den frischen Geschmack. Der berühmteste grüne Tee Chinas ist der Longjing, auch als Drachenbrunnentee bekannt, der aus der Region Hangzhou stammt.
Schwarzer Tee: In China wird schwarzer Tee als „Roter Tee“ bezeichnet. Er wird länger oxidiert als grüner Tee, wodurch er eine dunklere Farbe und einen kräftigeren Geschmack erhält. Der Keemun-Tee aus der Region Anhui ist ein bekanntes Beispiel.
Oolong Tee: Dieser Tee liegt geschmacklich zwischen grünem und schwarzem Tee. Oolong-Tee wird teilweise fermentiert, was ihm eine breite Geschmackspalette verleiht. Der Tie Guan Yin aus Fujian ist ein sehr beliebter Oolong-Tee.
Weißer Tee: Der weiße Tee ist der am wenigsten verarbeitete Tee und wird nur leicht getrocknet. Der Geschmack ist zart und floral. Der berühmteste weiße Tee ist der Bai Mudan aus der Provinz Fujian.
Pu-Erh Tee: Dieser fermentierte Tee aus Yunnan ist bekannt für seine erdigen und oft sehr intensiven Aromen. Pu-Erh wird in zwei Hauptkategorien unterteilt: den Roh-Pu-Erh und den gereiften Pu-Erh.
Die Teezeremonie: Ein Ritual der Ruhe
Die chinesische Teezeremonie ist weit mehr als nur das Zubereiten eines Tees. Sie ist ein Ritual, das Achtsamkeit, Geduld und Harmonie vermittelt. Im Mittelpunkt der Teezeremonie steht die Zubereitung des Tees, bei der jeder Schritt mit Bedacht und Präzision ausgeführt wird. Die Zeremonie wird häufig in einem ruhigen, ungestörten Raum durchgeführt und kann in verschiedenen Formen auftreten.
Eine der bekanntesten Formen der Teezeremonie in China ist die „Gong Fu“-Teezeremonie, die sich durch ihre aufwendige Zubereitung auszeichnet. Der Tee wird in kleinen Tassen serviert, und der Teegenuss wird über mehrere Aufgüsse hinweg zelebriert, wobei jeder Aufguss neue Geschmacksschichten freigibt. Gong Fu ist eine Praxis der Hingabe und des Respekts gegenüber dem Tee, bei der der Teemeister besonderen Wert auf die richtige Wassertemperatur und Ziehzeit legt.
Das Teetrinken im Alltag
In China ist das Trinken von Tee nicht nur ein Ritual, sondern auch ein fester Bestandteil des Alltags. Chinesen trinken Tee zu jeder Tageszeit, sei es zum Frühstück, beim Mittagessen oder am Nachmittag. Besonders in ländlichen Regionen ist der Teekonsum häufig ein soziales Ereignis. In vielen Haushalten wird Tee den Gästen angeboten, um Gastfreundschaft zu zeigen, und auch in Restaurants ist Tee die Standardgetränkoption.
Der Tee wird oft in kleinen Tassen serviert, und es ist üblich, den Tee nachzufüllen, ohne nach einem zusätzlichen Wunsch zu fragen. Dies symbolisiert Gastfreundschaft und eine freundliche Atmosphäre. Wer in China unterwegs ist, sollte daher nie zögern, sich bei einer Einladung zu einer Tasse Tee niederzulassen.
Besondere Orte für Tee-Liebhaber
Es gibt viele Orte in China, die sich hervorragend für Teeliebhaber eignen, um mehr über die Kunst des Tees zu erfahren und die verschiedenen Teesorten zu probieren.
Hangzhou: Diese Stadt in der Provinz Zhejiang ist berühmt für den Longjing-Tee und bietet zahlreiche Teegärten, in denen Besucher mehr über den Anbau und die Verarbeitung von grünem Tee erfahren können. Auch der Westsee in Hangzhou, umgeben von Teeplantagen, ist ein schöner Ort, um eine Tasse Tee zu genießen.
Fujian: In der Provinz Fujian findest du die Ursprünge des Oolong-Tees, insbesondere der berühmte Tie Guan Yin. Der Besuch eines Teehauses oder einer Teefabrik in dieser Region ermöglicht es, mehr über die traditionellen Methoden der Teeverarbeitung zu erfahren.
Yunnan: Yunnan ist die Heimat des Pu-Erh-Tees, der aufgrund seines besonderen Fermentationsprozesses eine einzigartige Geschichte hat. Wer Yunnan besucht, kann Teeplantagen und Teehäuser besichtigen und eine Vielzahl von Pu-Erh-Teevarianten probieren.
Das Tee-Trinken als Gesundheitspraxis
In der traditionellen chinesischen Medizin spielt Tee eine wichtige Rolle. Verschiedene Teesorten werden aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften geschätzt. Grüner Tee ist beispielsweise für seine antioxidativen Wirkungen bekannt, während Pu-Erh-Tee oft für seine Verdauungsförderung und Gewichtsreduktion empfohlen wird. Tee ist nicht nur ein Getränk für den Moment, sondern auch ein Bestandteil eines gesunden Lebensstils, der Körper und Geist ins Gleichgewicht bringen soll.